Hygiene

Aufruf des Robert- Koch- Instituts (RKI)

220px-Antibiogram-Mueller-HintonRKI ruft Ärzte auf Colistin-resistente, humane Isolate an Referenzlabore zu schicken

Colistin (auch Polymyxin E genannt) ist ein relativ altes Peptid-Antibiotikum, mit hohem Nebenwirkungs-Potential. Es wird seit geraumer Zeit wieder in der Humanmedizin eingesetzt, da es als letzte verbliebene Therapieoption speziell bei Carpapenem resistenten Enterobakterien (E.-coli, Klebsiella pneumoniae etc.) oder Acinetobacter baumanii gilt. Damit zählt dieses Antibiotikum laut WHO zu den „Critically important antibiotics for human medicine“- also zu Reserveantibiotika, für die es bei Versagen oftmals keinen Ersatz mehr gibt. Werden Keime neben anderen Antibiotikaresistenzen auch noch gegen dieses Antibiotikum resistent, gibt es häufig keine Therapieoption mehr- sein Versagen könnte demnach die post-Antibiotika- Ära einleiten.

Colistin darf in der Viehzucht eingesetzt werden, da in diesem Zusammenhang bis vor kurzem kein Resistenzmechanismus bei Bakterien bekannt war, der den horizontalen Austausch des Colistin- Resistenzgens zwischen unterschiedlichen Bakterien beschreibt. Das hat sich nun geändert. In einer aktuellen Publikation des Fachjournals „Lancet Infectious Diseases“ wird diese neue Art der Colistinresistenzübertragung beschrieben. Das für die Resistenz verantwortliche Resistenzgen mcr-1 liegt extrachromosomal auf einem kleinen Plasmid vor und kodiert für eine Phosphoethanolamin-Transferase. Das entsehende Genprodukt Mcr-1 macht die Bakterien unempfindlich gegenüber Colistin. Man fand heraus, dass das Resistenzgen mcr-1 in Übertragungsexperimenten von Escherichia- coli-Isolaten auch auf Isolate anderer Spezies (bspw. Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa) mit hoher Frequenz, konjugativ übertragbar war, wodurch auch diese Bakterien eine Colistin-Resistenz erwarben.

Diese plasmidgebundene und nachweislich übertragbare Colistin-Resistenz stellt nun ein hohes Bedrohungspotential dar, weil die Möglichkeit besteht, dass die Resistenz auch in humane Isolate aus Infektionen übertragen wird.

Die Wahrscheinlichkeit einer plasmidgebundenen Colistin-Resistenz Übertragung ist hoch. Aus diesem Grund wird eine intensive Überwachung der Resistenzsituation sowohl im veterenärmedizinischen, als auch humanmedizinischen Bereich erforderlich. Nur so lässt sich die aktuelle Lage in Deutschland überblicken. Das RKI ruft daher alle interessierten Labore auf, ihre Colistin-resistenten, humanen Isolate an Referenzlabore zu schicken. Eine Auflistung dieser Labore findet sich auf der homepage des RKI unter dem Artikel Colistin-Resistenzen bei E.-coli.

 

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