Hygiene

Jährlich sterben in Europa 90.000 Menschen an Infektionen mit nosokomialen Keimen

In Europa sterben laut einer neuen Studie des Fachblattes PLOS Medicine jährlich ca. 90.000 Personen an Infektionen mit Krankenhauskeimen. Dabei gehen die Forscher davon aus, dass sich etwa 2,5 Millionen Menschen in europäischen Kliniken mit nosokomialen Keimen infizieren, von denen dann 90.000 an ihrer Infektion versterben.

Die Daten dazu wurden durch Forscher um Allessandro Cassini vom Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) 2011/2012 in 30 europäischen Ländern mit etwa 510 Millionen Menschen erhoben. In der Studie beschäftigten sich die Wissenschaftler dabei nur mit den sechs häufigsten Infektionen zu denen u.a. Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Blutvergiftungen und Wundinfektionen gehören. Da bei dieser Studie nur die sechs häufigsten Krankenhausinfektionen berücksichtigt wurden, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Todeszahlen in ganz Europa noch höher liegen. Die ermittelte Krankheitslast ist in dieser Studie nur auf die Krankenhausinfektionen zurückzuführen und nicht auf die bei den Patienten vorhandenen Grunderkrankungen, da diese bei den Studienteilnehmern immer mit berücksichtigt wurden. Dabei liegt der Anteil deutscher Daten in der Erhebung der Studie bei 274.000 Patienten aus rund 1150 Akutkrankenhäusern. Andere Einrichtungen des Gesundheitswesens wie Reha-Kliniken und Altenheime wurden in der Studie nicht erfasst. Bewusst wurden Krankenhausinfektionen durch multiresistente Erreger nicht separat ausgewiesen- sie sind in die Gesamtzahl eingeflossen. Durch diese Studie wurden letztlich 85-90% der vorkommenden Krankenhausinfektionen in 30 europäischen Ländern erfasst. Für Deutschland schätzt die Hygieneexpertin Prof. Petra Gastmeier, Direktorin des nationalen Referenzzentrums zur Überwachung von Krankenhausinfektionen, die Zahl der Krankenhausinfektionen auf 500.000 jährlich. Daran versterben im gleichen Zeitraum etwa 15.000 Patienten.

Bei nosokomialen Infektionen (aus dem griechischen: Nosokomio = Krankenhaus) handelt es sich um im Krankenhaus erworbene Infektionen. In der Regel geht man davon aus, dass Infektionen, die sich ab dem dritten Tag nach der Klinikeinweisung ausbilden als Krankenhausinfektionen anzusehen sind. Die Gründe für eine solche Infektion sind dabei vielfältig. Nicht nur mangelnde Händehygiene beim Klinikpersonal ist dafür verantwortlich. Vielmehr muss bedacht werden, dass es beim Patienten im Verlauf eines Klinik-Aufenthalts zu einer Reihe von invasiven Eingriffen und Therapien kommt. Es werden Katheter gelegt, der Patient wird beatmet oder er benötigt zentrale Venenkatheter. Jeder Zugang in den menschlichen Körper stellt nun eine Eintrittspforte für Keime dar, die häufig sogar vom Patienten selbst stammen. Wenn man dann bedenkt, dass die Patienten häufig immungeschwächt sind, wird klar, warum sich Krankenhausinfektionen schnell ausbreiten können. Dem entgegenwirken können wir nur durch stringente Hygienemaßnahmen. Hierbei spielt die Händedesinfektion des Personals eine besonders große Rolle. Um jedoch der Entwicklung von Multiresistenzen bei nosokomialen Keimen entgegenzuwirken, ist ein bewusster Einsatz von Antibiotika, besonders im ambulanten Bereich, unabdingbar. Außerdem sollte der Einsatz von Breitband-Antibiotika bis auf ein Minimum reduziert werden.

In Deutschland bekommen rund 3,5% der Patienten auf Allgemeinstationen eine nosokomiale Infektion, auf der Intensivstation erkranken bereits 15% der Patienten an Infektionen mit Krankenhauskeimen. Diese Zahlen werden sich voraussichtlich in Zukunft auch kaum ändern, da zwar beispielsweise die Händehygiene beim Personal besser geworden ist, aber die Menschen immer älter , kränker und damit anfälliger für Infektionen werden.

 

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